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Das Ende der Reise

An dieser Stelle endet die Geschichte vom kleinen blauen LKW. Wir sind am nächsten Tag mit den verbliebenen Autos und einem Gepäcktransporter zur senegalesischen Grenze aufgebrochen. Nach zähen Verhandlungen mit der dortigen Polizei dürfen wir auch endlich einreisen. Es stehen 2 Busse für uns bereit welche uns in die Zebrabar nach Saint Louis bringen. Man merkt wie jedem die Anspannung langsam verlässt und sich jeder auf das erste kalte Bier freut. Von Affen und Gekko´s beobachtet verbringen hier alle ihre letzten Tage des unvergesslichen Abenteuers. Zu guter letzt steigt jeder irgendwann in ein Taxi welches einen nach Dakar zum Flughafen in die gewohnte Welt bringt (5-7°C und Regen Ende Mai in Deutschland).

 

Nouakchott (der Abschied vom LKW)

Nouakchott, die Hauptstadt von Mauretanien, werden wir heute besuchen und auch schon einige Autos an den Autohändler abtreten müssen. Die Reise beginnt wie immer früh am Morgen, es liegen ca. 480 km an Fahrstrecke vor uns. Die Polizeieskorte bestehend aus einem Motorradfahrer und einem Jeep der uns aus Nouadhibou führt. Dabei lehnt sich der Motorradfahrer mit seinem kompletten Körper weit auf die linke Fahrbahnseite und signalisiert durch wildes schieben und drücken seiner Handfläche nach außen, das doch Bitteschön alle Fahrzeuge an den Rand fahren sollen, damit wir ungestört durch die Stadt fahren können. So muss man sich wohl als „wichtiger Regierunsvertreter“ fühlen, wenn die Straßen für einen „freigeräumt“ werden. Es sieht aber auch wirklich lustig aus, hoffentlich dreht jemand ein Video unseres Polizeischutzes.

Unserer Unterkunft in Nouakchott ist eine Art Hostel, direkt an der Hauptstraße gelegen, aber sehr schön, wie eine kleine Oase. Der Lärm der Autos ist nicht so groß und wir fühlen uns alle direkt wohl und finden auch schnell unsere Schlafplätze. Für Thomas und mich gibt es die erste große Überraschung in den ersten 5 Minuten, die wir auf dem Parkplatz stehen. In 20min sollen wir den LKW räumen, der Käufer steht schon quasi ums Eck und will das Gefährt sofort mitnehmen. Trubel, jeder hilft, bzw. will helfen aber das ist gar nicht so einfach, wir werfen teilweise einfach die ganzen Dinge aus dem Auto in den Sand und stopfen unsere Rücksäcke voll. Unser Hab und Gut wird schnell ins Haus getragen und schon kurze Zeit später gibt es noch ein Abschiedsfoto von Thomas und dem Händler und schon ist der LKW, in dem man die letzten Wochen gefahren und gelebt hat weg!

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Komisches Gefühl, aber vielen aus der Gruppe soll es bis zum Abend hin, ähnlich ergehen. Nur wenige Fahrzeuge werden am nächsten Morgen mit zur senegalesischen Grenze genommen.

Das Waisenhaus das wir heute besichtigen ist ein wenig größer vom Gebäude als das in Nouadhibou; die Kleinen haben weiße Papierhütchen auf dem Kopf mit der Schrift AEPN und schmettern ein Lied für uns in den Raum als wir diesen betreten. Sie sind schon ein wenig größer und es fühlt sich an als würde man ein Sack Flöhe hüten müssen, weil alle so aufgeregt sind, hüpfen sie wie wild im Zimmer rum. Auch da gibt es viele Kinder die einem direkt auffallen bzw. an`s Herz gehen. Neben mir sitzt die ganze Zeit ein kleines Mädchen, ca. 3 Jahre alt und schaut still und ohne eine einzige Regung die ganze Zeit nach vorne. Auch wenn ich es anspreche kommt keine Reaktion, es hält seine Seifenblasen fest in der Hand, die sie geschenkt bekommen hat. Den Lutscher in der anderen Hand beachtet sie erst gar nicht. Wo es wohl herkommt, wie lange wohnt es schon im Haus, wie heißt es überhaupt- ist sie schüchtern oder einfach nur sehr traurig? Solche Momente brennen sich in den Kopf und sie lassen Dich nicht los, auch nicht wenn Du wieder in „Deiner Welt“ bist.

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An dem Abend geht jeder so seiner Wege, manche gehen Essen andere bleiben in dem Hostel, wieder andere gehen spazieren oder verabschieden sich von ihrem Auto; der Ein oder Andere braucht dann doch ein wenig länger für den Abschied!

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Besuch im Waisenhaus und Neubau

Der Tag beginnt mit dem Besuch im Waisenhaus von AEPN und wir freuen uns schon sehr die Kinder und das Haus sehen zu dürfen. Viele Kinder dort sind Sozialwaisen, sie haben zwar ein Elternteil aber wenn eine Mutter von ihrem Mann verstoßen wird oder er stirbt, nimmt der nächste Mann die Kinder vom ersten Mann nicht an und somit kommen viele Kinder teilweise im Kleinstkindalter auf die Straße.

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Im Haus werden wir mit leuchtenden Augen die aus den Fenstern blickten empfangen und dürfen uns vor Ort ein Bild der beiden Häuser machen. Ein Haus dient als Wohnhaus, das andere als Schule und mittendrin zwischen den Häusern laufen noch mal soviele Kinder hin und her und freuen sich das ein paar Europäer sich dort in dem Viertel verirrt haben. Die Atmosphäre ist sehr schön, obwohl die Umgebung nicht kindsgerecht ist, aber es wird alles getan um dies zu verändern. Es gibt keinen großen Komfort in den Häusern, graue Betonböden wo kleiner dünne Teppich liegen und auf denen die Kinder sitzen, die Schlafzimmer sehen ähnlich aus, es wird auf dem Boden geschlafen, die Häuser sind dunkel und kühl und es gibt sehr viele Fliegen. Das ein oder andere Bild hängt an der nackten Wand, aber sie sind glücklich und freuen sich sehr über unseren Besuch. Wir malen mit den Kindern und haben Papier und einfache Holzstifte mitgebracht, eine wahre Gaudi! Stefan ein Teilnehmer, hat eine Gitarre dabei und wir fangen an zu singen. Nach zwei Minuten stehen alle Kinder auf, das Malen ist unwichtig geworden, es wird geklatscht und getanzt. Was für ein schönes Gefühl, hier mittendrin zustehen, ein Gefühl von Glücklich sein macht sich im Körper breit.

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Nach der Besichtigung fahren wir auf die Baustelle des Neubaus von AENP, dieses Haus wird mit den Spendengeldern der Dust-and-Diesel Rallye finanziert. Zweistöckig ist das Gebäude, eine kleine Seltenheit in diesem Neubaugebiet von Nouadhibou. Der Innenausbau ist weiter fortgeschritten als es von außen aussieht.

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Was uns von einem Mitarbeiter erzählt wird erschreckt. Al Kaidha ist aktiv in der Stadt und kidnappt Waisenkinder nach der Schule für Ihre Zwecke, aus diesem Grund soll ein Fahrdienst organisiert werden, der die Kinder von der Schule abholt. Sehr perfider Plan, Kinder zu kidnappen wo man sicher sein kann, niemand wird sie abends vermissen!

Die nächste Station unserer Tagesetappe in der Stadt ist ein Wohnviertel, dort laden wir die Hilfsgüter und die Wassertanks und diverse Spielsachen bei einem Mitarbeiter von AEPN ab, die dann an die Kinder verteilt werden. Wir erregen Aufsehen mit unserem LKW und in kürzester Zeit sitzt eine kleine Traube von Kindern an die 20 Stück vor unserem LKW und schaut zu und kichert sich in die kleinen Hände. Dort habe ich auch das gesehen, was ich auch nur aus dem Fernsehen kannte und was mich fasziniert hat, Kinder die mit Autoreifen spielen und das Rad über staubigen, holprige Straßen treiben und schreiend hinterherlaufen.

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Der Tag ist aber lange noch nicht zu Ende, es geht ins Stadion zum traditionellen Fußballspiel gegen eine lokale Mannschaft, dieses Fußballspiel findet wohl immer gegen die Ralleyteilnehmer statt wenn sie in der Stadt sind. Wir verlieren 3:1, die Jungs sind verdammt gut oder wir verdammt schlecht, egal, wir bekommen sogar noch einen kleinen Pokal für unsere Niederlage.

Im Anschluss kommt für die Männer wohl der spannendste Teil des Tages, es werden die Autos an den Autohändler verkauft. Wie auf dem Bazar in Marrakesch geht es zu, um jeden Euro wird gefeilscht und am Ende haben wir ein Rekordsumme von 24.285€ als Spendengelder eingenommen durch den Verkauf der Autos.

Alleine der LKW wurde für 5010€ verkauft! (Davon entfielen 10€ auf den Volvo welcher aufgeladen gleich mitverkauft wurde)

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Hier preise ich dem Verkäufer die super Zwillingsreifen mit ganz viel Restprofil an…

Abda, der Waisenhauschef lädt uns abends in sein Haus zum Abendessen ein, es gibt Couscous mit Lamm, einer leckeren Zwiebelsauce und Gemüse. Es herrscht Geschlechtertrennung beim Essen und gegessen wird mit den Händen, was für uns Frauen nur positiv ist, denn kurz nach dem Essen, wird sich nur schnell die Finger gewaschen und wir werden mit Trommelmusik zum Tanz aufgefordert, der mit viel Gelächter begleitet wird, weil wir uns ziemlich steif bewegen im Gegensatz zu den Maurinnen.

Was für ein erlebnisreicher und schöner Tag!

Die Grenze

Völlig schlaftrunken setzte ich mich um 6:00h in die Kabine und fahre Richtung Niemandsland, es ist ein Abschnitt zwischen der Westsahara und Mauretanien- vermint und somit mit Vorsicht zu genießen! Nach ein paar Stunden fahrt und einem wunderschönen Sonnenaufgang in der Wüste bin ich zu erschöpft und lasse Thomas weiterfahren. Wir treffen auf der Fahrt noch auf einen Wüstenschakal und eine Dromedakarawane die von einem Tuareg –erkennbar am blauen Turban geführt wird. Kurz vor Grenzübertritt fahren wir alle im Konvoi. Die Ausreise gestaltet sich als extrem schnell, möglicherweise ist genug Geld über den Tisch geflossen und die Anspannung steigt zur Durchfahrt durch das Niemandsland bis zur Grenze von Mauretanien. Ein „unkomisches Gefühl“ kommt hoch als wir durch das Minengebiet fahren, ich fühle mich extrem sicher! Wie ein Mensch doch ticken kann im Kopf, vor dem Urlaub war noch alles unbekannt und extrem gefährlich und jetzt wo man es selbst erlebt, ist die Angst nur ein Spukgespenst geworden.

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Die Einreise nach Mauretanien dauert dagegen länger und sie lassen uns schon ein wenig in unseren Autos in der Mittagshitze sitzen, es wird nicht viel rumgelaufen, einige gehen auf die Toilette aber die meiste Zeit sitzen wir im Auto. Man sollte die Grenzbeamten dort einfach nicht zu sehr reizen!

Nach dem Grenzübertritt werden wir mit einer Polizeieskorte nach Nouadhibou eskortiert. Auf dem Campingplatz heißt uns der Leiter der Waisenhäuser willkommen und begrüßt uns in Mauretanien! Nach der Begrüßung gehen wir mit einer Gruppe in die Stadt. Dort sieht man zum ersten Mal, für mich jedenfalls, die 3. Welt aus dem Fernsehen in Realität. Es berührt mich nicht im Negativen oder das es mir Angst macht oder mich ekelt, nein, durch die lange Reise hierhin über die vielen km Straße, die Strapazen die man hatte, ist man am Ziel angekommen und mit dem Ziel verbindet man Freude.

Es gibt ein Begrüßungsessen für uns, was uns auf dem Boden einer großen Halle auf dem Campingplatz abends serviert wird: Hähnchen mit Pommes und Salat! Ich schäme und geniere mich ein wenig, das ich in einem armen Land mit solch einem Essen empfangen werde, wo man genau weiß das zwei Straßen weiter nicht genug Essen für jeden auf dem Teller liegt! Das ist eben Gastfreundschaft.

Die Ruhe vor dem Sturm

Der Tag vor dem Sturm, so könnte man den Ruhetag heute bezeichnen, denn morgen ist der Grenzübertritt nach Mauretanien. Der Morgen ist ruhig und als erstes wird gemütlich ein Kaffee getrunken und dann schlendern wir Richtung Strand- ein anderes Urlaubsgefühl kommt hoch. Es ist ruhig, man hört nur ganz leise die Wellen und den Sand wenn man die Augen schließt, kein Motorengeräusch, keine Abgase, kein lautes Hupen – man hört einfach nur den Strand!

Gegen frühen Nachmittag fahren wir nach Dakhla auf den Fischmarkt und kaufen frischen Fisch um ihn abends zu grillen. Ein Grillrost wird kurzerhand noch geschweisst (2 Autobaterien + Elektrode reichen dafür) und schon beginnt die Grillparty auf dem Campingplatz, gegen 22:00h lichtet sich der Platz, die Ersten verschwinden im Zelt, nur ein paar bleiben am Grillfeuer stehen und genießen noch ein letztes Mal den marokkanischen Sternenhimmel.

 

Atlantikküste Teil 2

„Ich kann mich an dieser kargen Landschaft, mit den vielen kleinen Blüten mitten in der Steinwüste nicht satt sehen, welch eine Vielfalt an Pflanzen wenn man nur genau hinschau, lila, gelb, rosafarbene Blüten lachen schelmisch aus den Steinen heraus“.

Heute führt uns unsere Reise 550km durch die Westsahra mit dem Ziel Dakhla. Die Temperaturen sind glücklicherweise zurückgegangen und somit erscheint die Fahrt erträglicher, zumal wir nur 85km/h im Durchschnitt fahren!

Die ewige Wüste, Geisterstädte von der marokkanischen Regierung gebaut um Einwohner in die Westsahara zu locken sind unsere treuen Weggefährten heute. Eine dritte Reifenpanne versucht ihr Glück uns aus der Ruhe zu bringen, aber die schon gewonnene Gelassenheit lässt uns diesen Reifenwechsel leicht erscheinen. Abgekämpft kommen wir in Dakhla an, aber die Reserven reichen um zum Abend hin ordentlich zu feiern. Die letzten Reste Alkohol werden aus den Ritzen den Autos gekratzt und wir tanzen irgendwann auf den Autos. Beweisfotos zur Einhaltung der Privatsphäre werden nicht veröffentlicht!

Atlantikküste Teil 1

Nach einer Dusche und einem Kaffee fühlt man sich wieder wie ein Mensch und die Ärmel werden schon ziemlich früh hochgekrempelt, Abfahrt Punkt 8:00h. Es werden die Ersatzräder im LKW umgeräumt, sodas sich das Gewicht besser verteilt und wir entscheiden uns für eine Zwillingsbereifung der Hinterräder. Das Gewicht vom Wüsel und der geplatzte Reifen am Vortag hat uns diese Entscheidung aufgedrängt. Mit ein paar Männern, ist dieses Vorhaben in einer Stunde geschafft und wir kehren dem Campingplatz Fort Bou Jerif den Rücken zu.

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Von nun an haben wir auf der Vorderachse unsere schönen Geländereifen und auf der Hinterachse Strassenreifen. Wir passen uns also ganz langsam afrikanischen Gepflogenheiten an. Nach ein paar Stunden Fahrzeit zeigt sich rechts der Fahrbahn ein leichter blauer Streifen am Horizont der Atlantische Ozean- endlich Wasser. Wir fahren eine Küstenstraße entlang wo sich Klippen meterhoch in die Tiefe recken und zu einer Pause einladen. Hier ist noch alles sehr unberührt und man schaut von oben auf die kilometerlangen Sandstrände nach unten die nach rechts und links nie Enden wollen. Ein Traum, aber es ist unmöglich dorthinunter zu kommen, die Klippen sind einfach zu hoch!

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In Tan Tan passieren wir gegen frühen Abend das Tor zur Westsahara, zwei weiße 20m hohe Dromedare begrüßen in einem Kreisverkehr die Ankömmlinge. Natürlich wurde das Ereignis bildlich festgehalten- und die letzten Kilometer nach Laayoune unserem Etappenziel liegen vor uns!

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Dort erwartet uns auch schon das Militär- der Campingplatz wird heute Nacht überwacht. Es gab größere Ausschreitungen zwischen den Marokko und der Westsahara mit einigen Verletzten. Die Stimmung ist dadurch nicht bedrückt, jeder denkt kurz drüber nach und geht dann gewohnt seiner Wege. Das war zu erwarten in dem Urlaub…

Huckepack Wüsel

Das Auto am Haken war leider der rote Volvo und wurde nach kurzer Überlegung, nachdem wir die komplette Ladefläche außer die Wassertanks ausgeräumt und auf andere Fahrzeugt verteilt hatten, über eine selbstgebaute Rampe auf unseren LKW gehievt. So hatten wir ein „rotes Wüsel“ mehr an Board; Namensgebung erfolgte über den Besitzer aus den Worten WÜSten ELch. In der Wüste konnten wir im wahrsten Sinne des Wortes das Auto nicht stehen lassen, da es offiziell nach Marokko eingereist war und somit auch wieder aus Marokko ausreisen musste, egal wie und das Wie war eben die Ladefläche des LKWs! Der Einfuhrzoll für ein altes Auto liegt zur Zeit bei rund 7000€.

Hier sollte jetzt ein Foto der Beladungsaktion hin, habe aber vergessen in der Situation zu fotografieren. Muss mal sehen ob ich da mal eins von einem anderen Teilnehmer bekomme.

Gut gelaunt und mit einem Beifahrer mehr im Führerhaus starten wir diesen Tag. Die Landschaft führt uns durch karges Wüstenland, Sand türmt sich langsam auf zu Dünen und wir kommen der Küste wieder näher. Dromedare sind jetzt öfter an den Straßenrändern zu sehen, wie bei uns Schafe oder Kühe, grasen sie in der Landschaft und auch das passende Verkehrsschild mit „Achtung Dromedare“ steht jetzt ab und an am Wegesrand. Der Tag entpuppte sich als sehr heiß (42C), man will kaum reden und die Augen verlieren sich in der monotonen Landschaft rechts und links der Straße, der Fahrtwind schickt den trockenen Sand in kleinen feinen Mengen in die Kabine und legt sich über alles, ein Stillleben das da jäh mit einem lauten Knall und einem Schlittern des LKW unterbrochen wird und Dank Thomas kontrolliert in einem Seitengraben zum Stillstand kommt. Wie gut das ich heute nicht gefahren bin!

Der Reifenwechsel ist mühsam, eine vielbefahrene Straße wo LKWs und Autofahrer in einer teilweisen absoluten verrückten Geschwindigkeit an uns vorbeirasen, die Sonne die auch um 17.00h noch erbarmungslos auf den Kopf scheint, schlecht verräumte Ersatzräder die unter Flüchen von der Ladefläche heruntergeworfen werden und dann einige Meter springend in die Landschaft hopsen und ca. 1,5 Tonnen mehr Last auf den Achsen (der Wüsel) lassen uns an unserer Grenzen kommen. Aber als Team, ist auch dieser Reifenwechsel irgendwann geschafft.

Auf den letzten Kilometern ist es ganz still in unserer Kabine, wir müssen noch ein paar Stunden fahren, es dämmert und dann hat die Dunkelheit um uns herum alles verschluckt. Wir sind erschöpft und der Tag hat uns wirklich etwas abverlangt, Grenzerfahrung mit Körper und Geist. Wir waren fast 12h auf dem Bock mit nur einer kurzen Pause am Nachmittag. Aber auch diese Tage prägen!

Zagora –> Tissint

10 Mai 2013

Es ist ein schöner Morgen, wir sitzen gutgelaunt in unserem LKW und biegen kurz hinter Zagora auf eine offroad Strecke ab und fahren Richtung Tissint. Wir fahren heute alleine, da die große Gruppe einen Weg nimmt, der für LKWs ungeeignet ist.

Auf dieser Strecke verfehlen wir eine Abzweigung auf eine Schotterpiste und fahren einige Zeit eine etwas anspruchsvollere Route nördlich der eigentlichen Piste. Nach einer gefühlten Viertelstunde folgen wir immer kleiner werdenden Spuren Richtung Süden, weil wir die Piste auf Sichtweite vermuten. Plötzlich sind wir in einem Weichsandfeld, der LKW fängt an zu schwimmen und mit einem Ruck stecken wir mitten in einem ausgetrockneten Flussbett fest (Inzwischen ist auch die Piste in Sichtweite). Die Räder drehen durch, wir graben uns immer tiefer in den Sand ein- es ist kurz nach 10h-die Sonne steht noch nicht vollständig über uns- das wird sich ändern und hier in der Wüste merkt man auch schon morgens die Hitze.

Kurze Zeit nach dem wir uns eingegraben haben kommen zwei Marokkaner mit einer Sandschaufel bewaffnet auf einem Moped über den Sand geflitzt. Sie haben unser Manöver quer durch das Sandfeld wohl beobachtet und gewusst, das die Verrückten sich eingraben werden- und das noch mit einem LKW! Wir versuchen mit Bierbänken als Ersatz für Sandbleche unter den Reifen, uns aus der Misere zu helfen –ohne Erfolg. Nach mehreren Versuchen in denen wir uns max. ½ m nach vorne beweg haben, setzten wir uns in den kurzen Schatten den der LKW nach hinten abwirft und beratschlagen was nun zu tun ist, die Uhr zeigt mittlerweile schon halb zwölf.

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Ein Marokkaner telefoniert und wir bekommen kurze Zeit später Besuch von einer Autowerkstatt. Sieht schon schön aus, wenn einem aus der Ferne ein allradtüchtiges Fahrzeug wie ein gelber Blitz am Wüstenhorizont entgegenkommt und die erhoffte Lösung im Gepäck hat. Zusammen, nun 5 Männer, versuchen wir den LKW zu befreien. Ich schlendere derweil ein wenig im Flussbett rum und „lass die Männer mal unter sich“. Nach weiteren unendlichen Versuchen geht kein Weg dran vorbei, es wird ein Traktor organisiert der den Karren aus dem Sand zieht. (Hier jetzt ein Einschub von Thomas: Zusammen mit den Marrokanern fahre ich in ein kleines Dorf etwa 3-4 km entfernt. Dort ist ein Traktor gerade dabei einen festgefahrenen Melonentransport aus dem Sand zu ziehen. Eine kurze und Verhandlung mit dem Besitzer ergibt einen Preis von 150€ fürs herausziehen. Seine Argumente waren einfach die stärkeren. Mit Händen und Füßen hat er mir klar gemacht, dass wir die Wahl haben zwischen drei Tagen Sandschaufeln oder 150€ für ihn und nach kurzer Zeit weiter fahren zu können. Mein erster Handel in Afrika bei dem KEIN Nachlass rausgekommen ist.)

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Hurra, nach exakt 3h haben wir wieder eine Schotterpiste unter den Füßen. Verdammt glücklich und um ein Abenteuer reicher fahren wir Richtung unseres heutigen Etappenziels.

Auf dem Weg dorthin nehmen wir noch zwei Mitfahrer mit, jeweils nur ein kleines Stück aber immerhin-einen älteren Herrn, traditionell gekleidet und nur arabisch sprechend, es ist so lustig und lacht viel und redet ohne Punkt und Komma und wir verstehen einfach nichts. Nach 15min internationaler Händesprache haben wir seinen Namen aus ihm heraus gekitzelt: MAREK. Als Dank schenkt er uns eine Wassermelone direkt vom Feld; zurzeit ist Wassermelonenernte in Marokko und schwer beladene LKW mit meterhohen Ladungen ziehen als Melonenkarawane an uns vorbei. Mit vielen Segenswünschen und Dankesfloskeln verabschiedet er sich auf seinem Weg Richtung Haus. Ich schau ihm noch eine Weile durch den Seitenspiegel hinterher- interessanter und lebenslustiger Mensch. Kurze Zeit später fangen wir einen Nomaden an der Straße ein, dieser ist überhaupt nicht gesprächig und nur überglücklich, erkennbar an seinem Gesichtsausdruck, dass er mit einem LKW ein Teil seiner Wegstrecke zurücklegen darf. Heute freuen wir uns so, das wir heil aus dem Flussbett gekommen sind, das wir mit anderen die Freude teilen wollen. Insallah!

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Der Campingplatz hätte heute Nacht nicht besser sein können, abgelegen und nur durch GPS zu erreichen finden wir kurz vor Abenddämmerung die Terrassen von Tissint und nehmen noch ein herrliches Bad im warmen Wasser. Der Rest der Gruppe kommt erst zwei Stunden später, ziemlich erschöpft und mit einem kaputten Auto am Haken und fällt nur noch todmüde ins Zelt. Der Tag bleibt im Kopf…..

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