Zagora –> Tissint

10 Mai 2013

Es ist ein schöner Morgen, wir sitzen gutgelaunt in unserem LKW und biegen kurz hinter Zagora auf eine offroad Strecke ab und fahren Richtung Tissint. Wir fahren heute alleine, da die große Gruppe einen Weg nimmt, der für LKWs ungeeignet ist.

Auf dieser Strecke verfehlen wir eine Abzweigung auf eine Schotterpiste und fahren einige Zeit eine etwas anspruchsvollere Route nördlich der eigentlichen Piste. Nach einer gefühlten Viertelstunde folgen wir immer kleiner werdenden Spuren Richtung Süden, weil wir die Piste auf Sichtweite vermuten. Plötzlich sind wir in einem Weichsandfeld, der LKW fängt an zu schwimmen und mit einem Ruck stecken wir mitten in einem ausgetrockneten Flussbett fest (Inzwischen ist auch die Piste in Sichtweite). Die Räder drehen durch, wir graben uns immer tiefer in den Sand ein- es ist kurz nach 10h-die Sonne steht noch nicht vollständig über uns- das wird sich ändern und hier in der Wüste merkt man auch schon morgens die Hitze.

Kurze Zeit nach dem wir uns eingegraben haben kommen zwei Marokkaner mit einer Sandschaufel bewaffnet auf einem Moped über den Sand geflitzt. Sie haben unser Manöver quer durch das Sandfeld wohl beobachtet und gewusst, das die Verrückten sich eingraben werden- und das noch mit einem LKW! Wir versuchen mit Bierbänken als Ersatz für Sandbleche unter den Reifen, uns aus der Misere zu helfen –ohne Erfolg. Nach mehreren Versuchen in denen wir uns max. ½ m nach vorne beweg haben, setzten wir uns in den kurzen Schatten den der LKW nach hinten abwirft und beratschlagen was nun zu tun ist, die Uhr zeigt mittlerweile schon halb zwölf.

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Ein Marokkaner telefoniert und wir bekommen kurze Zeit später Besuch von einer Autowerkstatt. Sieht schon schön aus, wenn einem aus der Ferne ein allradtüchtiges Fahrzeug wie ein gelber Blitz am Wüstenhorizont entgegenkommt und die erhoffte Lösung im Gepäck hat. Zusammen, nun 5 Männer, versuchen wir den LKW zu befreien. Ich schlendere derweil ein wenig im Flussbett rum und „lass die Männer mal unter sich“. Nach weiteren unendlichen Versuchen geht kein Weg dran vorbei, es wird ein Traktor organisiert der den Karren aus dem Sand zieht. (Hier jetzt ein Einschub von Thomas: Zusammen mit den Marrokanern fahre ich in ein kleines Dorf etwa 3-4 km entfernt. Dort ist ein Traktor gerade dabei einen festgefahrenen Melonentransport aus dem Sand zu ziehen. Eine kurze und Verhandlung mit dem Besitzer ergibt einen Preis von 150€ fürs herausziehen. Seine Argumente waren einfach die stärkeren. Mit Händen und Füßen hat er mir klar gemacht, dass wir die Wahl haben zwischen drei Tagen Sandschaufeln oder 150€ für ihn und nach kurzer Zeit weiter fahren zu können. Mein erster Handel in Afrika bei dem KEIN Nachlass rausgekommen ist.)

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Hurra, nach exakt 3h haben wir wieder eine Schotterpiste unter den Füßen. Verdammt glücklich und um ein Abenteuer reicher fahren wir Richtung unseres heutigen Etappenziels.

Auf dem Weg dorthin nehmen wir noch zwei Mitfahrer mit, jeweils nur ein kleines Stück aber immerhin-einen älteren Herrn, traditionell gekleidet und nur arabisch sprechend, es ist so lustig und lacht viel und redet ohne Punkt und Komma und wir verstehen einfach nichts. Nach 15min internationaler Händesprache haben wir seinen Namen aus ihm heraus gekitzelt: MAREK. Als Dank schenkt er uns eine Wassermelone direkt vom Feld; zurzeit ist Wassermelonenernte in Marokko und schwer beladene LKW mit meterhohen Ladungen ziehen als Melonenkarawane an uns vorbei. Mit vielen Segenswünschen und Dankesfloskeln verabschiedet er sich auf seinem Weg Richtung Haus. Ich schau ihm noch eine Weile durch den Seitenspiegel hinterher- interessanter und lebenslustiger Mensch. Kurze Zeit später fangen wir einen Nomaden an der Straße ein, dieser ist überhaupt nicht gesprächig und nur überglücklich, erkennbar an seinem Gesichtsausdruck, dass er mit einem LKW ein Teil seiner Wegstrecke zurücklegen darf. Heute freuen wir uns so, das wir heil aus dem Flussbett gekommen sind, das wir mit anderen die Freude teilen wollen. Insallah!

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Der Campingplatz hätte heute Nacht nicht besser sein können, abgelegen und nur durch GPS zu erreichen finden wir kurz vor Abenddämmerung die Terrassen von Tissint und nehmen noch ein herrliches Bad im warmen Wasser. Der Rest der Gruppe kommt erst zwei Stunden später, ziemlich erschöpft und mit einem kaputten Auto am Haken und fällt nur noch todmüde ins Zelt. Der Tag bleibt im Kopf…..

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